Gefallen Euch diese Geschichten auf meinem Reiseblog?
Gerne könnt Ihr als Honorierung einen Corona-Obulus per PayPal senden.

Bankverbindung
IBAN: DE88 5905 0101 0014 0177 50
BIC: SAKSDE55XXX

(geschrieben am 16.12.2019, also vor Corona!)

Vom 07.04. – 13.04.2019

1. Internationaler Chorwettbewerb in Tallinn / Estland

Vom 07. bis 13.04.2019 war ich mit 73 Schülerinnen und Schülern des Goethegymnasiums Schwerin in Tallinn / Estland gewesen. Das Gymnasium ist eine Schule mit Schwerpunkt Musik, also konnte ich schon ahnen, dass das ein erstklassiger Chor sein würde. Der Chor hat an einem Int. Chorwettbewerb teilgenommen. Zum Glück kenne ich die Festivalveranstalterin Aime in Tallinn schon seit 17 Jahren. Ich glaube, das hatte einen guten Eindruck gemacht. Der Chor (ein Neukunde) merkte wohl, was für ein „Alter Hase“ ich in der Chorreise-Szene bin und dass meine Reisen sehr persönlich ausgearbeitet werden. Sowohl in Bezug auf meine Kunden als auch auf meine Geschäftspartner. Und daran ist mir sehr viel gelegen.

Ich war schon am 06.04.2019 mit dem Zug nach Lübeck gefahren, um mir die Stadt anzuschauen. Am nächsten Tag habe ich die Gruppe dann in Travemünde am Fährhafen getroffen. Von den gebuchten 78 Personen waren es auf einmal nur noch 73. Eine Grippewelle hatte die Schule heimgesucht. Da begann der Stress. Nun stellt euch vor, wie es ist, mit 73 Jugendlichen auf so einer Fähre einzuchecken. Die Kabinenverteilung war das reinste Chaos. Da schallte es „Nee, mit dem will ich nicht“ oder „Ich will aber oben schlafen“, und so weiter und so fort. Ich war fix und fertig danach. Doch letztendlich hatten wir dann alle unter einen Hut bzw. in die entsprechenden Kabinen bekommen.

Über Helsinki, wo wir erst mal ca. 1 Stunde von einem Hafen zu dem anderen fahren mussten, ging es dann auf der Schnellfähre nach Tallinn. Hier gab es ein großes „Hallo“ mit Aime. In den nächsten 3 Tagen konnte man dann an jeder Ecke von Tallinn-Chöre aus der ganzen Welt sehen und hören. Oben im Baltikum gibt es ja fantastische Chöre, allein schon wegen der historischen „Singenden Revolution“! Es war ein Genuss.

Die Reise verlief dann auch reibungslos und sehr schön. „Mein“ Chor holte sich Bronze, trotz der sehr starken Konkurrenz. Am Schluss hatte ich die Kids richtig in mein Herz geschlossen.

Fazit: Der Chor sagte: “Das nächste Mal fahren wir wieder mit Sarah.” Daher fahre ich im März 2020 mit dem Goethegymnasium zu einem Int. Chorwettbewerb in Danzig / Polen (wo ich den Festivalveranstalter Maciej auch persönlich kenne, da ich schon einmal mit dem südafrikanischen Chor „Cisticola Cantans“ bei einem seiner Festivals in Krakau gewesen war).


Vom 22.04. – 30.04.2019

Portugal: Lissabon – Algarve

Mit einer bunt gemischten Gruppe (36 Personen) war ich vom 22. bis 30.04.2019 in meinem geliebten Portugal! Für den Chorleiter Michael, seine Frau Martina und seine Chöre organisiere ich auch schon seit ca. 20 Jahren die Chorreisen bzw. sie bieten innerhalb ihrer Chöre eine Reise an und Interessenten können sich dazu anmelden. Wir waren bereits am Lago Maggiore, in Südafrika und Namibia. Tja, und in Portugal hatte ich natürlich Heimspiel, da ich ja bereits seit 10 Jahren Weihnachten dort verbringe. Wir waren erst ein paar Tage in Lissabon und anschließend an der wunderschönen Algarve. Die Reise war ein tolles Erlebnis, zumal ich viele Leute bereits von den anderen Reisen kannte! Für mich war es eine Reise mit Freunden! Wir hatten Sonne, Land und Leute sehr genossen und natürlich lecker gegessen und getrunken!

Ich lasse jetzt einfach mal Bilder sprechen …


Vom 09.05. – 12.05.2019

Heidelberg

Ebenfalls mit einem ganz treuen Stammkunden ging es am 09. bis 12.05.2019 nach Heidelberg, Speyer und Worms. Die Gruppe ist, wie alle anderen, ganz toll und wir sind mittlerweile eigentlich eher Freunde. Der Busfahrer Bernd und seine Frau Tina sind auch immer mit an Bord und wir sind ein richtig gutes Team.

Der „Gemischte Chor Eilsen“ legt immer viel Wert auf ein Gemeinschaftskonzert während seiner Reisen, da die SängerInnen die Begegnungen und den Austausch mit Gleichgesinnten so schätzen.

Zum Glück kenne ich den Chorleiter / Dirigent und ehemaligen Direktor der Musikschule Heppenheim (mit ihm war ich vor knapp 20 Jahren auch schon in Südafrika gewesen). Für sein Jugendorchester hatte ich vor Jahren eine Reise nach Südtirol organisiert. Die Jungs und Mädels hatten damals auf der „Piazza“ von Kaltern am See gespielt und als Gage bekam jeder ein Eis von all den umliegenden EisdielenJ.

So habe ich Helmut gefragt und der wiederum seinen Frauenchor „Klangfarben“. Die beiden Chöre haben ein ganz wunderschönes Konzert gegeben. Die Kirche war zwar klein, aber proppe voll (besser so als umgekehrt). Anschließend haben alle im Gemeindehaus noch gegessen und gefeiert! Die Stimmung war großartig! Ende von der Geschichte: Nächstes Jahr fahren die „Klangfarben“ nach Bad Eilsen und dort wird dann weitergefeiert! Wenn solche Freundschaften entstehen, weiß ich immer, dass meine Arbeit Sinn macht!


Vom 03.06. – 05.06.2019

Leipzig

Vom 03. bis 05.06.2019 bin ich nach Leipzig gefahren. Wenn ich mit Chören nach Prag fahre, arbeite ich immer mit Michal zusammen. Er ist stellvertretender Bürgermeister von Prag 8 und Mitglied im Stadtrat. Er hilft mir bei der Suche nach Hotels und Partnerchören / Konzertmöglichkeiten in Prag und Umgebung. Er organisiert seinerseits bereits seit Jahren Chorreisen für einen Chor aus Kanada durch Europa. Die Sängerinnen und Sänger kommen aus allen Teilen Kanadas und treffen sich dann irgendwo in Europa, um gemeinsam zu touren. Dieses Mal ging ihre Reise unter anderem auch nach Berlin und Leipzig und Michal hatte mich um Hilfe gebeten. Michal und seine Kanadier brauchten also Hotel und Proberäume in beiden Städten. Das Hotel in Berlin hatten sie organisiert. Oftmals stellen die Hotels den Chören Proberäume zur Verfügung, doch das ging bei diesem Hotel nicht, ABER, wozu gibt es Kirchen in Berlin. Ich war vor Jahren mal mit einem Chor in der „Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche“ gewesen und konnte mich an deren unglaubliche Gastfreundschaft erinnern. So habe ich einfach angerufen und zack: der Proberaum war gebongt. Der Küster kam an dem Samstag extra zur Kirche, hat diese aufgeschlossen und der kanadische Chor konnte dort 3 Stunden proben. Wer die Kaiser-Friedrich-Wilhelm-Gedächtniskirche kennt weiß, was für eine tolle Atmosphäre darin herrscht. Es war bestimmt ein Erlebnis, in diesem Raum zu singen. Miete hatte die Kirche nicht verlangt, doch natürlich habe ich etwas gespendet.

Nun kam Leipzig. Dort arbeite ich mit dem „Urgestein aller Gästebegleiter“ aus Leipzig zusammen! Eva ist, glaube ich, seit 50 Jahren im Geschäft. Sie kennt Hinz und Kunz in Leipzig! Ich wusste von einer Tour vom letzten Jahr, dass fremde Chöre ein 20-minütiges Konzert in der berühmten Thomaskirche am Grab von J.S. Bach geben dürfen. Zum Glück war der Termin noch frei. Ihr glaubt gar nicht, wie ehrfurchtsvoll dieser Chor aus Kanada am Grab von dem Genie J.S. Bach gestanden und gesungen hat.  Die haben sich tausend Mal bei mir bedankt, dass ich das möglich gemacht hatte.

Blieb aber noch die Frage mit dem Proberaum. Da der Chor ja eh schon an der Thomaskirche war, fragte ich dort an, ob wir nicht den Gemeindesaal der Kirche nutzen dürften. Kein Problem! Da soll nochmal einer sagen, die Kirchen seien verbohrt oder steif oder borniert,… Der Hausmeister hat uns auch extra aufgesperrt. Da hatte ich bei den Kanadiern wieder ein paar Pluspunkte gesammelt, doch das konnte ich sogar noch toppen!

Die Gruppe hatte nach der Probe Freizeit. Viele wollten einfach nur bummeln, doch da war so ein kleines Grüppchen, die unbedingt eine Radtour durch Leipzig machen wollten. Bei Petra, Michal’s Schwester, die die Gruppe begleitet hatte, war schon der Angstschweiß ausgebrochen, als die Radbegeisterten mit dieser Idee ankamen. Sie ist, glaube ich, nicht gerade die Radfahrerin, die gerne durch fremde Städte fährt (aber dafür läuft sie gerne Ski).

Bei dem Wort „Radfahren“ habe ich natürlich sofort „Hier“ gerufen! Man konnte ihr die Erleichterung ansehen und ich fand es toll, mit den anderen und einem Stadtführer durch Leipzig zu radeln. Der junge Mann hatte uns extra „Auf den Spuren der großen Künstler/ Musiker“ durch Leipzig gelotst. Wir machten eine kleine Rast in einem wunderschönen Park und als ich dann noch eine Runde „German Beer“ ausgegeben hatte, war die Tour perfekt.

Ich denke zwar nicht, dass dieser kanadische Chor jemals eine Reise bei mir direkt anfragen wird, aber bei Michal und Petra in Prag hatte ich auf jeden Fall einen „Stein im Brett“, was auch gut war, denn bei meiner nächsten Gruppe war ich unbedingt auf ihre Hilfe angewiesen!


Vom 19.06. – 23.06.2019

Südtirol

Im Juni (vom 19. bis 23.06.2019) fand die alljährliche Reise des „Bayrischen Blinden- und Sehbehindertenbunds“ statt.

Ich arbeite jedes Jahr eine Reise der besonderen Art für sie aus und natürlich ist es auch hier so, dass meine „Kunden“ eigentlich meine „Freunde“ sind. Schön, gell?

In diesem Jahr ging es nach Südtirol. Ist von München ja nicht so weit weg. Ich war mit dem Zug nach Innsbruck gefahren, wo ich dann zur Gruppe zugestoßen bin. Die hatten dort die „Swarovski Kristallwelten“ besucht. Jetzt überlegt sich jeder: „Was will ein Blinder oder Sehbehinderter denn in den Swarovski Kristallwelten“? Inspiriert durch eine wundervolle Beschreibung der Swarovski Kristallwelten ist man neugierig geworden auf die verschiedenen “Wunderkammern” mit ihren multimedialen Installationen, die sämtliche Sinne herausfordern. Für viele was dies ein sehr beeindruckendes Erlebnis.

Also, ob blind oder nicht, ich wäre jetzt auch neugierig geworden … Es kam auch gut an.

Unser „Hotel Kreuzwirt“ lag in Naturns, in der Nähe von Bozen. Die Familie Christanell hatte uns sehr, sehr nett aufgenommen. Leider konnten die blinden Gäste die tolle Ausstattung (eine Mischung aus urig Traditionellem mit modernen Accessoires) nicht sehen, doch jeder hatte ja einen sehenden BegleiterIn dabei. Das Essen war sehr gut und das ist bekannter Weise ja immer die Hauptsache. Es war also ein Hotel, wo man sich echt wohlfühlen konnte. Ist man in Südtirol, muss man natürlich auch den Ötzi besuchen. Ich hatte das Museum bereits sensibilisiert, dass Blinde und Sehbehinderte kommen würden und darum gebeten, die Führung möglichst bildhaft zu gestalten. Unsere Gästebegleiterinnen waren zwei junge Studentinnen. Die hatten sich im Vorfeld wohl unheimlich viel Gedanken gemacht und ganz viele Sachen zum Anfassen mitgebracht, wie z.B. Rekonstruktionen von der Fellkappe, den Schuhen, der Beinkleidung, der Pfeile u. s. w.

Danach ging es mit einer Seilbahn und Schmalspurbahn zu den „Erdpyramiden“ auf der Rittner Alm. Zum Glück hatte ich auch hier wieder einen sehr charmanten Reiseleiter, der viel Sagen und Geschichten aus der faszinierenden Bergwelt erzählen konnte.

Am nächsten Tag fuhren wir ins Nachbartal zu dem Biobauernhof der Familie Tappeiner. Frau Tappeiner erzählte viel von dem Leben auf dem Hof, man konnte die alten Werkzeuge ertasten,… Highlights waren auf jeden Fall das Streicheln der Tiere, z.B. des Hofhundes Abby, das „Knuddeln“ der flauschigen Küken und natürlich der selbstgemachte Käse, Wurst, Honig, Marmelade, Saft, frisch gemolkene Milch …, so dass wir dort einen schönen kleinen Mittagssnack im Freien hatten.

Danach ging es weiter. Am Ende des Tals befand sich der „Archeoparc“, wo man die Lebensbedingungen der Talbewohner zu Ötzi’s Zeiten nachgeahmt hat. Da konnte man z. B. Pfeilspitzen aus Knochen feilen, Leder nähen u. s. w.

Ist man in Südtirol, dann muss man nach Meran. Ist man in Meran, dann muss man unbedingt eine Weinprobe machen. Die hatte ich dann auf dem „Weingut Schloss Rametz“ gebucht. Während der Verkostung der Weine mit dem berühmten Schüttelbrot wurde über den Weinbau, die Weinregion Südtirol und das Schloss erzählt. Leider hatte ich das nicht mehr miterlebt, da ich ab Meran mit dem Zug wieder nach Hause gefahren bin. Doch ich wusste ja, dass sie bei Hermann, dem Busfahrer, in guten Händen waren.

Für nächstes Jahr konnte ich die Bayern überreden, mal hier in das Saarland zu kommen, um etwas Industrieluft zu schnuppern. Natürlich werden sie von mir eine VIP-Führung durch die Völklinger Hütte bekommen, wir fahren ein in den Stollen des Bergwerks Velsen, greifen nach den Sternen im Weltraumatelier und es wird natürlich „gudd gess“.


6. 19.08. – 29.08.2019

Prag – Bratislava Salzburg

Schon wieder hatte ich eine Anfrage von einem Chor, den ich schon seit 17 Jahren kenne.

Mit diesem Chor war ich 2002 mit 100 Leuten in Kanada-Ost gewesen. Das war eine Reise, die ich im Leben nicht vergessen werde. Wir trafen uns alle am Flughafen Amsterdam. Es war meine erste Tour mit so einer großen Gruppe und vor allem nach Kanada. Wir sollten irgendwann vormittags fliegen. Dann kam die Meldung „flight delayed“, also verspätet. Und diese Meldung kam immer und immer wieder, bis dann die Meldung kam „flight cancelled“, also der Flug ist storniert. Jetzt stellt euch mich mal vor, wie ich da mit den 100 Leuten stand. In dem ersten Ärger heißt es dann ja immer: „Was ist denn das für eine scheiß Organisation und wer hat denn diese Fluggesellschaft ausgewählt …“. Zu guter Sprech, ich war der Prell- oder Sündenbock. Damals hatte ich leider noch nicht so viel Erfahrung und so ein dickes Fell. Ich hatte dann bei der Martin Air (die Fluggesellschaft gibt es schon gar nicht mehr) die Türen eingerannt, bis die mir erzählt haben, dass das Flugzeug kaputt sei und man erst ein anderes aus Spanien einfliegen lassen müsse. Bedeutete: Wir mussten in Amsterdam übernachten. Wir wurden in einem Hotel gehobenen Standards untergebracht, was schon mal nicht schlecht war.

Nach einem leckeren Abendessen war der erste Zorn verraucht und wir alle dachten, dass es morgens früh weitergehen würde. Als wir dann am nächsten Morgen an den Flughafen kamen, hieß es, dass der Flug erst sehr spät am Abend gehen würde. Die Empörung und die Wut waren natürlich wieder groß und ich überlegte fieberhaft, welche „Deeskalations-Maßnahme“ ich nun anwenden könne. Ich musste die Gruppe bei Laune halten. Also bin ich zu einem der vielen Busse vor dem Flughafengebäude gelaufen. Dort habe ich einen Busfahrer gefragt, ob seine Firma auf die Schnelle nicht noch 2 Busse zur Verfügung stellen könne und ob er Reiseleiter kenne. Mein Plan ging auf! Die Firma hatten noch Busse und über das Touristenbüro der Stadt konnte ich zwei deutschsprachige Stadtführer buchen. An die Kosten hatte ich in dem Moment gar nicht gedacht, doch ich bekam Rückenstärkung von Herrn Borgmann (mein damaliger Chef). Der meinte auch, ich solle bloß alles tun, um die Gruppe zu besänftigen. Er würde sich das Geld schon von der Fluggesellschaft zurückholen. So hatten wir also den Tag noch in Amsterdam verbracht, bevor es dann abends nach Toronto losging. Der Rest der Kanadareise war dann sehr gut gelaufen bzw. ich war zu weit gelaufen, denn …

… wenn ich mit Gruppen unterwegs bin, gehe ich morgens immer gerne joggen, um zu sehen, wo das nächste Geschäft, ein Briefkasten oder ein Restaurant ist … also alles, was die Leute mich morgens so fragen könnten in einer Stadt, die ich selber gar nicht kenne. Wir waren in der kanadischen Stadt Niagara Falls in einem Hotel, ca. 2 km von den Wasserfällen entfernt. Ich bin ganz früh morgens los und habe mir gedacht, dass so ein Sonnenaufgang an den Wasserfällen bestimmt spektakulär wäre. War es auch, gar keine Frage! Ich bin also voller Ehrfurcht über eine Brücke gerannt, an so einem unbemannten Häuschen vorbei und habe diesen fantastischen Ausblick genossen. Als ich dann wieder zurücklaufen wollte (ich musste ja pünktlich wieder beim Frühstück sein), kamen plötzlich zwei Soldaten aus diesem Häuschen und fragten ziemlich forsch nach meinem Ausweis. Ist ja klar, dass ich den beim Joggen nicht dabei hatte. Da sagten sie, dass sie mich nicht aus dem Land bzw. in das Land lassen könnten. Da erst wurde mir bewusst, dass ich kurz mal von Kanada nach Amerika gejoggt war! Ich hatte ja nicht geahnt, wie nahe die Niagara-Fälle an der Grenze liegen bzw. dass der Niagara River die natürliche Grenze zwischen den USA und Kanada ist. Ich habe natürlich versucht, denen klar zu machen, dass ich eine deutsche Reiseleitung von einer 100-köpfigen deutschen Gruppe bin, die jetzt im Hotel auf mich wartet. Und jetzt hatte ich ein dickes Problem: Durch mein Jahr als Austauschschülerin in Montana in den Rocky Mountains spreche ich tiefstes amerikanisches Dialekt und die glaubten mir einfach nicht, dass ich eine Deutsche bin. Ich weiß nicht mehr, wie ich aus dieser misslichen Situation wieder rausgekommen bin. Entweder habe ich denen so einen Redeschwall auf Deutsch an die Köpfe geworfen oder sie hatten in dem Hotel angerufen, die das dann bestätigten. Keine Ahnung mehr, aber ich schaffte es noch rechtzeitig zum Frühstück .

So, das war die Vorgeschichte vom „Medardus Chor Lüdenscheid“ und unserer ersten gemeinsamen Reise. Ich hatte 17 Jahre lang nichts mehr von ihnen gehört und auf einmal klingelt bei mir das Telefon und jemand sagte: „Hallo Sarah, hier ist der Rolf aus Lüdenscheid“. Da bin ich fast vom Stuhl gefallen. Ich weiß nicht, wie er auf mich kam, aber er bat mich, ihm ein Angebot vom 19.08. – 29.08.2019 auszuarbeiten. Irgendwo nach Osteuropa. Da ist mir natürlich sofort Prag eingefallen, da ich dort ja Michal und Petra habe, die mir helfen können. Doch wohin dann? Ich bin so, dass ich immer noch auf die altmodische Art und Weise arbeite. Ich breite eine große Landkarte auf dem Boden aus, knie mich drauf und schaue, welche Städte so auf dem Weg liegen. Und so habe ich Rolf eine Tour Prag – Brno – Bratislava – Salzburg vorgeschlagen, natürlich immer mit einem Konzert in den jeweiligen Städten. Ich tue dann ja so, als sei das alles kein Problem, obwohl ich null Plan habe. Aber gemäß meiner Devise „geht nicht – gibt’s nicht“ schien ich ihn überzeugt zu haben und wir arbeiteten die Reise gemeinsam aus. Danke für dein Vertrauen Rolf!

Ein Konzert in Prag war ja kein Problem und von Salzburg wusste ich auch noch von einer alten Tour, dass man da im „Mirabellengarten“ ein öffentliches Konzert geben kann. Aber in Bratislava kannte ich mich gar nicht aus bzw. ich kannte niemanden. Zum Glück gibt es ja das Internet. Da findet man viele Reiseorganisatoren in Bratislava und jeder preist sich an und jede Homepage ist besser als die andere. Aber wie schnell kann man auf so etwas reinfallen. Ich habe also gesucht und gesucht und bin auf „Omegatours“ gestoßen, die eine ganz einfache Homepage hatten. Irgendwie ging daraus hervor, dass es auch nur so eine kleine Agentur ist, in der Vater und Tochter zusammen arbeiten. Da dachte ich, dass so etwas doch viel besser ist, anstatt eine Nummer in einer großen Agentur zu sein. Ein wenig riskant war es schon, denn ich musste Juraj (von der Agentur) im Januar schon eine Anzahlung von über EUR 2.000,– für das Hotel überweisen. Aber dieses Geschäftsgebahren kenne ich selber auch von Hotels, also habe ich es überwiesen. Es war ein kleines Wagnis, aber „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ und ich habe in Juraj einen tollen Geschäftspartner gewonnen. Die Reise war dann auch ein voller Erfolg. Der Chor hat in Bratislava sogar im „Martinsdom“ die Hl. Messe mitgesungen. Im 16. Jh. war der Martinsdom die „Krönungskirche des Ungarischen Königsreiches“. Hier wurden 11 Könige und 9 Königinnen gekrönt. Das Konzert fand auf der Flaniermeile, einem kleinen Park in Bratislava Zentrum statt. Hier steht ein kleiner aber feiner Konzertpavillon. Dort gibt es im Rahmen der „Sommerreihe“ jeden Abend ein Konzert und der Medardus-Chor wurde ganz offiziell in dieses Sommerprogramm aufgenommen. Die Stadt hatte sogar Tontechniker geschickt, die eine „Soundanlage“ mit mehreren Mikros aufbauten. So eine Chance musste man natürlich nutzen und das Konzert in großem Stil moderieren. Und ratet mal, wer die Moderatorin sein durfte?

Ich war dem Chor nach Bratislava nachgereist, da ich diese Stadt auch noch nicht kannte. Zudem bin ich so und so lieber vor Ort dabei. Die Hinfahrt nach Bratislava war abenteuerlich. Ich bin abends von Saarbrücken mit dem Zug nach Mainz, habe dann von dort den Nachtzug nach Wien genommen und von da war es nur noch ein Stunde bis nach Bratislava. Eine Fahrt im Nachtzug in einem Liegewagen mit Bett ist ein Erlebnis! Der Zug kam zwar 90 Minuten zu spät, aber das machte nichts.

Als ich einstig, wurde ich bereits mit Namen empfangen. In der Kabine waren 3 Betten, ein Schrank, den man aufklappen konnte und dann hatte man ein kleines Waschbecken im Marmorstil und einen schönen Spiegel vor sich. Auf meinem Bett lag eine kleine Tasche mit einer Flasche Wasser, einem Piccolo und Hausschuhen, falls man nachts zum WC musste. Außerdem lag noch ein Zettel anbei, auf dem man ankreuzen konnte, was man morgens zum Frühstück möchte, welches natürlich ans Bett gebracht wurde. Ich sage euch: „Ab jetzt 10 x lieber im Nachtzug schlummernd von A nach B reisen als eingeengt in einem Flugzeug“. Ich habe bei dem unterschwelligen Ruckeln so gut geschlafen wie in keinem Hotelbett.

Aber zurück zum Medardus Chor. Nach Bratislava ging es dann weiter nach Salzburg. Einen Teil der Strecke legten wir auf einem Schiff auf der Donau zurück. Traumhaft!

Ich hatte ca. 8 km von Salzburg Zentrum entfernt ein Hotel in einem ganz kleinen Kaff gefunden. Der „Landgasthof Kirchbichl“ ist ein familiengeführtes Hotel. Das hatte man dann auch direkt an der Atmosphäre gespürt, obwohl wir an der Rezeption von einer Australierin empfangen wurden. Zu diesem Hotel gehörte lt. Internet! auch eine Alm und Rolf und ich dachten, dass es doch schön wäre, einen Abschlussabend auf so einer Alm zu machen. Die Leute aus dem Chor hatten Dirndl und Lederhosen mitgebracht (sogar ich hatte meine wieder rausgekramt, die ich mir vor 10 Jahren in Kärnten gekauft hatte. Welch ein Glück, sie passte noch, aber gerade so!) Der Chor wollte also einen richtig zünftigen Abend feiern! Ich habe oben ja schon mal geschrieben, dass man den Bildern im Internet nicht trauen darf und bekanntlich ist „Vorsicht die Mutter der Porzellankiste“.

Als die Gruppe an dem Tag nach Salzburg gefahren war, blieb ich zurück und bin zur „Alm“ gewandert. Der Weg ging immer an einer Asphaltstraße entlang. Erst tief runter und dann steil hinauf. Zum Glück hatte eine nette Autofahrerin Mitleid mit mir und hatte mich den letzten KM mitgenommen. Wir kamen auf einer Bundesstraße in eine Art Industriegebiet mit Werkstätten und einem großen Supermarkt. Auf dessen Parkplatz hielt sie an und zeigte auf eine Holzhütte ca. 50 m entfernt. Da bin ich doch bald in Ohnmacht gefallen. Wo war die grüne Wiese, die zufriedenen Kühe mit den bimmelnden Glocken um den Hals, die spektakuläre Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel …? Nichts! Nachdem ich wieder Luft geschnappt hatte, ging ich mir diese „Alm“ an der Bundesstraße mit Blick auf Supermarkt mal näher anschauen. Ich stellte mich vor als die Reiseleiterin, die am Abend mit der Gruppe kommen würde. Fritz, der Wirt, wusste Bescheid. Als ich ihm sagte, dass ich und meine Gruppe uns das doch etwas anders vorgestellt hätten, meinte er: „Des posst scho, des kri ma hi“. Er bot mir dann einen Extraraum im Keller an, wo die Gruppe ihren geselligen Abend unter sich feiern könne. Immerhin etwas. Das Interieur der Hütte war schon urig und erinnerte sehr an eine Almhütte. Ich musste mich erst mal setzen und etwas trinken. Es war gerade Mittagszeit und ich bemerkte, dass so langsam immer mehr Leute zum Essen kamen. Die Terrasse war voll besetzt. Als ich dann die Teller gesehen hatte, die da aus der Küche getragen wurden, wurde ich doch neugierig und hatte mir einen Salat bestellt. Der war richtig gut. Da das Essen bekanntlich ja immer das Wichtigste ist, kam in mir ein Hoffnungsschimmer auf, dass aus dem Abend doch noch was werden könnte. Ich schickte Rolf ein paar Fotos und schilderte die Lage, so dass er schon mal gewarnt war.

Und wie war es dann am Abend? Die Leute meinten einstimmig, dass dieses Essen das Beste während der gesamten Tour gewesen war. Als sie dann auch noch, nachdem Hunger und Durst gestillt waren, einen extra Raum bekamen, war der Abschlussabend perfekt! Uff, gerade nochmal Glück gehabt!


20.09. – 22.09.2019

ELSASS

Genau dieser eine Chorleiter, mit dessen Gruppe ich dieses Jahr in Portugal und zuvor schon in Südafrika und Namibia gewesen war, hatte für seinen Frauenchor „GV Germania Sindlingen“ eine Konzertreise ins Elsass angefragt. Das war natürlich auch ein Heimspiel. Nicht nur, dass Strasbourg direkt vor der Tür liegt, sondern ich war schon oft mit Chören im Elsass auf der Weinstraße unterwegs gewesen. Da gab es immer das volle Programm: Messe im Straßburger Münster, Konzert mit einem Partnerchor … ABER vor allen Dingen „gut essen und gut trinken“!

Der Chor bestand aus 67 Frauen. Der Chorleiter Michael war der „Hahn im Korb“. Diese Tour war nicht nur Konzert-, sondern auch eine Genießertour. Man mag es nicht glauben, dass sich 67 Frauen auf einem Haufen so gut verstehen und so viel Spaß miteinander haben können! Da gab es keine Zickereien! Es wurde 3 x am Tag geschlemmt und viel gelacht.

Aber natürlich fand auch ein tolles Gemeinschaftskonzert mit einem elsässischen Frauenchor statt. Das war mal wieder so eine herzliche Begegnung. Die Damen aus Molsheim hatten sich viel Mühe gegeben und in der Gemeindehalle nach dem Konzert auch noch „aufgetischt“ mit Cremant und Riesling d’Alsace, Kouglehupf, Pain Surprise …

Ich würde sagen, es war eine rundum gelungene Sache! Der Frauenchor überlegt jetzt schon, wo es als nächstes hingehen soll.

Und dann kam endlich mein privater Urlaub! Weihachten in Portugal! 9 Tage nur Wanderungen am Strand und der Felsküste, Radfahren, Tennis spielen, gut essen und lümmeln!

So, das war mein Jahr 2019 (bzw. die Jahresbilanz von Sarah Schäfer Reisen GmbH).

Liebe Grüße, Eure Sarah!

Gefallen Euch diese Geschichten auf meinem Reiseblog?
Gerne könnt Ihr als Honorierung einen Corona-Obulus per PayPal senden.

Bankverbindung
IBAN: DE88 5905 0101 0014 0177 50
BIC: SAKSDE55XXX