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1. Freitag, der 18.12.2015

Anreise Frankfurt – Lissabon

Weihnachtszeit ist ja bekanntlich die schönste Zeit, vor allen Dingen, wenn man sie bei strahlendem Sonnenschein und bei 18° bis 20° in Portugal verbringt.

Wie jedes Jahr flüchteten Sascha und ich vor dem Weihnachtsstress. Direkt nach der Frühschicht ging es los zum Saarbrücker Bahnhof, wo wir den Zug nach Frankfurt nahmen. Im Zug sitzend hieß es erst mal “runterkommen”, um das langsam einsetzende Urlaubsgefühl bzw. Lust zu weiteren Abenteuern zu genießen.

Laut Flugticket sollte unsere Ankunftszeit 23.00 Uhr sein, doch als wir in Portugal landeten, war es schon fast 24.00 Uhr auf unseren Uhren! Ich bekam nun doch etwas Panik, da wir ja noch mit der Metro zu unserem Hostel fahren mussten und die Metro nur bis 01.00 Uhr fährt. Ich hatte mir schon die wildesten Alternativen ausgemalt, wie wir in die Rua Roma kommen sollten, als wir plötzlich merkten, dass es 23.00 Uhr portugiesischer Ortszeit war. Da fliegen wir nun schon zum 6. Mal nach Portugal und vergessen doch immer wieder, dass Portugal eine Stunde westlich der deutschen Zeitzone liegt. Erst mal aufatmen! Nach langem Warten auf unser Gepäck mussten wir mit den Koffern nur noch zur Metrostation rollen. Das ist in Lissabon echt spitze. Man kommt vom Terminal auf wirklich kürzestem Wege an die Metro, nicht so wie in Frankfurt, wo man noch kilometerweit zum Bahnhof tappen muss.

Unsere Vermieterin Michelle erwartete uns trotz so später Stunde in ihrem Hostel “Tanka Bed & Breakfast”. Die italienische Wahlportugiesin war sehr nett und hilfsbereit. Das Hostel war bunt und originell eingerichtet. Unser Zimmer hieß “London”, nebendran das hieß “Nairobi” und das dritte “Paris”. In der bunten Küche hing zur vorweihnachtlichen Deko ein weißes Skelett, das uns unter seiner roten Nikolausmütze angrinste.

Wir warfen unsere Koffer ins Zimmer und suchten trotz vorangeschrittener Stunde noch einen Ort, wo wir was zu trinken bekommen könnten und tatsächlich: Auf Grund des wahrscheinlich so milden Vorweihnachtswetters hatte noch ein Straßencafe auf, wo uns der Wirt (der wie ein typisch portugiesischer Wirt aussah, der sein Leben lang vor seiner Bar gesessen hat) uns freundlich begrüßte.

Gegen 03.30 Uhr Ortszeit, also 04.30 Uhr deutscher Zeit, fielen wir nach einer Anreise von 12,5 Stunden endlich ins Bett.

Doch die Reise ging ja noch weiter.


2. Samstag, der 19.12.2015

Anreise Algarve

Unser Zug nach Albufeira, unsere eigentliche Destination an der südlichen Algarve, ging um 10.10 Uhr ab dem Bahnhof “Entrecampos”. Nun mussten wir aber erst noch ausloten, wie wir von unserem Hostel dorthin kommen sollten. Also: Beste Lösung ist immer dumm fragen, so wie wir es nun auch getan hatten und die wirklich hilfsbereite Michelle hatte wohl die halbe Nacht gegrübelt, wie wir nicht nur zum Bahnhof, sondern auch am günstigsten nach Albufeira kommen könnten. Sie schlug uns einen “Überlandbus” vor. In Hostels (in Australien “backpackers” genannt, da dort fast nur Rucksacktouristen absteigen), ist man “Low-Budget” Reisende ja gewohnt. Wir fanden es echt süß, dass Michelle uns die billigste Variante aufzeigen wollte. Doch wir entschieden uns dann doch für die „Senioren-Variante“ mit dem Zug, zumal der kaum teurer war.

So zuckelten wir mit dem portugiesischen ICE nach Albufeira. Taxi und ab in unser Resort der “Hapimag”. Die Appartementanlage liegt an wild zerklüfteten Felsen, die von der tosenden Brandung des Atlantik über Jahrhunderte hinweg geformt wurden und sich von Jahr zu Jahr zu verändern scheinen. Je nach Sonnenlicht leuchten sie in den schillerndsten goldenen, rötlichen und braunen Farben. Die stellenweise grüne mediterrane Vegetation, die sich zum Festland hin erstreckt und das tiefdunkle Blau bis Türkis des Atlantiks, auf dem sich die weiße Gicht kräuselt, runden das Farbenspiel ab. Es war einfach schön zu wissen, dass wir dieses wunderbare Fleckchen Erde für die ganze nächste Woche unser zu Hause nennen durften.

Zum ersten Mal bekamen wir ein anderes Appartement als das bisher gewohnte und wir waren eigentlich erst mal enttäuscht. Doch das neue Appartement hat dann alle Erwartungen übertroffen! Am westlichsten Rand des Appartementkomplexes hatten wir unsere 1-Zimmer-Wohnung mit Südwestterrasse und direktem Blick auf das Meer! Sonne von morgens bis abends. Also ab jetzt nur noch Appartement Nr. 02-104!

Wir gingen noch schnell in den kleinen bescheidenen Supermarkt einkaufen, denn das ist die einzige Quelle, um an Lebensmittel zu kommen, da das Resort doch sehr außerhalb liegt. Anschließend führte uns unser erster Weg an die „Pic-Nic-Bar“ keine 5 Minuten Felsenwanderung entfernt. Die Bar liegt mitten in einer Bucht und um diese Uhrzeit bildet die untergehende Sonne einen glitzernden „Lichtkorridor“ über dem Meer, den man prima bei gutem Sangria mit Orangen, Zitronen, Erdbeeren und Zimtstange genießen kann.

Ganz entgegen unserer bisherigen Prinzipien des „Low-Budget-Tourismus“ gönnten wir uns heute ausnahmsweise mal den „Luxus“, in diesem schönen Ambiente auch zu Abend zu essen, denn eigentlich sind die Preise für fangfrisch gegrillten Fisch ein Witz gegenüber zu den Preisen in Deutschland. Also habe ich für meinen „Mitarbeiter, Fotograf und Mediengestalter” Sascha Imhorst ein Betriebsweihnachtsessen springen lassen. Andere Firmen machen das ja schließlich auch und es muss ja keiner wissen, dass wir das gerade in Portugal inmitten einer Bucht bei untergehender Sonne feiern.

Beseelt, aber doch erschöpft von der Anreise ging es dann in unser tolles Appartement, wo wir wie Säcke in unser Bett fielen.


3. Sonntag, der 20.12.2015

Katastrophe : Verregneter Sonntagmorgen

Wie jedes Jahr sind wir noch vor Sonnenaufgang aufgestanden und zu den Klippen spaziert, um dieses Spektakel zu beobachten, doch Pustekuchen!

Erst einmal ließ sie (die Sonne) sich gar nicht erst blicken und dann kam auch schon der erste Regenschauer! Frustriert und klatschnass mussten wir zu unserem Appartement zurück, wo uns nur ein gemütliches Frühstück retten konnte. Mit dem für heute geplanten Tennismatch wurde also auch nichts und so sind wir, als es doch noch ein wenig aufhellte, durch das gesamte Resort spaziert, um zu sehen, was sich in dem letzten Jahr verändert hat. Eigentlich nicht viel, doch uns fiel auf, dass die Vegetation viel grüner war als sonst. Später fanden wir heraus, dass am 01.11.2015 ein unglaubliches Unwetter an diesem Teil der Algarve gewütet hat. Wieder einmal hat die sonst so verzaubernde Natur mit ihrer wuchtigen Gewalt zugeschlagen!

Doch das Wetter wurde besser und immer besser, so dass wir doch tatsächlich gegen 16.00 Uhr noch unsere Nudeln mit der weltbesten Tomatensauce auf der Terrasse! genießen konnten. Natürlich hatten wir passend zu der romantischen Atmosphäre des Sonnenuntergangs unseren Tisch festlich gedeckt und Sascha hat dieses Bild mal wieder zu einem fotografischen Kunstwerk gemacht. So könnte es nun die nächsten sieben Tage weitergehen!


4. Tag, Montag, der 21.12.2015

Albufeira – Tennis – Pic-Nic-Bar

Heute Morgen stand eine typisch touristische Shopping-Tour in Albufeira auf dem Programm. Ich hatte mir hier vor ein paar Jahren eine sündhaft teure aber gute Sonnenbrille gekauft, doch die hatte ich dummer Weise beim Suchen eines verschossenen Tennisballes verloren. Doch Portugal im Winter mit der niedrig stehenden Wintersonne geht gar nicht. Also wollte ich mir ein ebenso sündhaft teures Teil wieder beim gleichen Optiker kaufen, doch der hatte zu (zum Glück, denn sonst hätte ich 75,-€ statt 7,50 €  ausgegeben).

In der Altstadt von Albufeira konnten wir uns von den Ausmaßen des Hochwassers vom 01.11. überzeugen, denn es gab kaum eine (eigentlich gar keine) Kneipe, in der nicht renoviert wurde. In manchen Straßen war der komplette Asphalt weggerissen und ganze Zugänge zu Stränden waren weggespült. Sogar einer unserer Lieblingsstrände „Falesia“ war unerreichbar.

Der Tag war also fast gelaufen und endete mit einem späten nachmittaglichen Tennismatch, einem Drink in der Pic-Nic-Bar und dem Abendessen auf unserer lichtdurchfluteten Sonnenterrasse.


5. Dienstag, der 22.12.2015

Tennis – Küstenwanderung Galé – Praia Castelo

Als erstes Tennisstunde. Danach Küstenwanderung.

Man könnte meinen, dass wir jedes Mal immer die gleichen Wanderwege gehen und dem ist wohl teilweise auch so, doch dieses Mal sah unser Wanderweg vom „Praia Sao Lourenco“ bei Gale zu unserem Hausstrand durch die Auswirkungen des Hochwassers natürlich wieder ganz anders aus. Es öffneten sich immer wieder neue Anblicke und Eindrücke. Und je nachdem, wie gerade die Sonne stand und die Wolken zogen, erschien der Weg, als würde man einen neuen Landstrich erwandern.

Also bereut hatten wir diese Wanderung als „Wiederholungstäter“ keinesfalls, denn die Sonne meinte es gut mit uns, was natürlich wieder tolle Fotoaufnahmen ermöglichte. Und alles schien anders als das Jahr zuvor. Wir hatten bewusst diese etwa 3-Stunden Strecke gewählt, denn sie endet wo? Natürlich an der Pic-Nic-Bar!


6. Mittwoch, der 23.12.2015

Küstenwanderung Praia d’ Ouro – Sascha und der Fisch

Heute wollten wir unseren Lieblingsstrand erwandern, der noch hinter Albufeira liegt, doch um dort hin zu kommen, hätten wir zwei Buslinien nehmen müssen. Als bereits der erste Bus 10 Minuten zu spät kam, konnten wir unser Vorhaben vergessen. Also musste Plan B greifen. Das Dumme war nur: Wir hatten gar keinen Plan B! So beschlossen wir, in die Touristeninformation zu gehen, um uns nach Wanderwegen in der Umgebung von Albufeira zu erkundigen. Auf dem Weg dorthin wurde es immer bewölkter und somit auch kühler und ich war so richtig genervt und wollte schon alles hin schmeißen. Doch Sascha scheint sich immer wieder helfen zu wissen, wie er mir und meiner brodelnden schlechten Laune den Wind aus den Segeln nehmen kann. So schlug er denn vor, in die Kirche zu gehen, um Kerzen für unsere verstorbenen Freunde, Verwandte und Haustiere anzuzünden, wie wir es eigentlich jedes Jahr zelebrieren. Als wir dann drin waren, meinte er: „Sarah, weißt du was? Ich mache jetzt noch eine Kerze für die Maria an, mit der Bitte, dass sie uns bis Mittag die Sonne vorbei schickt.“

Da war ich echt baff! Einen überzeugteren Atheisten als Sascha gibt es eigentlich gar nicht. Immer wenn ich z.B. sage: „Dein Wort in Gottes Ohr“ ruft er entrüstet: „Gott hat gar keine Ohren“! So viel dazu. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, als wir dann so gegen 12.00 Uhr auf einem Felsgipfel über dem Strand von Albufeira standen, öffnete sich doch tatsächlich die Wolkendecke und die Sonne kam raus! Seitdem ist Sascha der größte Marienverehrer und es gibt keine bessere Heilige als „seine“ Maria.

Das war das erste Wunder während unseres Urlaubs, doch es würden noch weitere folgen.

Unser eigentliche Weg ins „Planlose“ führte uns auf Umwegen dann doch noch zu einem schönen kleinen Strand, dem Praia d’Ouro, von dessen Existenz wir gar nichts wussten. Eine kleine Strandpromenade (max. 100 m) mit zwei Bars luden zu einer Rast ein. Eigentlich hatten wir heute eine „Planschsession“ im Atlantik geplant, doch hier waren uns zu viele Leute, so dass wir keine Lust hatten. Aber als dann so langsam die Ebbe einsetzte, konnte man am Strand von einer kleinen Bucht zur nächsten wandern. Also sind wir so weit gegangen, bis wir eine kleine schnuckelige Bucht ganz für uns hatten. Hier konnten wir wie die kleinen Kinder in den Wellen rumhüpfen, so dass doch noch ein paar lustige Bilder von uns in Bikini und Badehose am Strand entstanden sind. Und das am 23.12!!

Na also, geht doch! Jetzt hatten wir trotz anfänglicher Unwegsamkeiten doch noch einen wunderschönen „Wander- und Planschtag“ gehabt.

Aber was wäre ein Tagesende ohne die Pic-Nic-Bar?

Auf den Geschmack gekommen, sich mal ein Essen in der Pic-Nic-Bar zu gönnen, wollten wir eigentlich an Heilig Abend dort hin essen gehen. Doch wir hatten heraus gefunden, dass die Pic-Nic-Bar am 24.12. schon geschlossen sein würde. Da wir jedoch feste vorhatten, unser Erspartes aus unserem „Portugal-Urlaubs-Sparschwein“ zu verprassen (immerhin EUR 65,-, die sich während des ganzen Jahres angesammelt hatten), ließen wir uns von der Idee nicht abhalten. Also entschieden wir uns, an dem heutigen Abend das Festessen vorzuziehen. Zufrieden erschöpft von der Wanderung und in bester Feierlaune machten wir es uns also auf der Veranda gemütlich. Wir nahmen uns Zeit und Muße, unsere Postkarten an alle Mamas, Brüder und Freunde zu schreiben, bevor wir uns das Essen aussuchten.

Sascha, der eigentlich gar kein Freund von Fisch ist (außer Fischstäbchen) zeigte sich mutig. Wenn er schon mal hier war, wollte er doch mal über seinen Schatten springen und frischen Fisch essen. Ich versuchte ihm bei der Auswahl zu helfen, denn es musste festes, weißes Fleisch ohne Gräten sein (als wenn man ein Kotelett ohne Knochen bekommen würde?), doch er entschied sich entgegen meiner Warnung für Seezunge, die nach Gewicht berechnet wurde. Ich versuchte zu erklären, dass er damit den kompletten Fisch mit Haut und Haaren (pardon mit Kopf, Schwanz und Gräten) bezahlen müsse, doch ihm schien das egal. Bis er am Ende den Preis sah! Eine kleine Seezunge kostete ihn/uns EUR 25,- und das für einen Fisch der zwar weißes aber dafür eher trockenes Fleisch hatte und voller Gräten war. Boah, hat der sich geärgert! Daraufhin beschloss er, nur noch bei seinen Fischstäbchen zu bleiben und sich auf nichts anderes Schwimmendes bzw. irgendetwas mit Augen und Fühlern einzulassen! Noch heute darf ich ihn nicht auf die Weihnachtsgeschichte von „Sascha und dem Fisch“ ansprechen.

Aber ist ja egal. Wir hatten unser Weihnachtsessen in dem mediterranen Ambiente gehabt und dachten nur, was uns erspart geblieben war, wie z. B. Weihnachtsgans, Fondue, Raclette, stressige Kochvorbereitungen, Einkäufe … halt der ganz normale Weihnachtswahnsinn. Da konnte uns ein EUR 25,- Fisch echt nicht schocken.


7. Donnerstag, der 24.12.2015

Abenteuer- Küstenwanderung „Mars-Canyon“

Für diesen Tag hatten wir außer Tennis noch keine Pläne, doch als wir zum Sonnenaufgang mal wieder an den Küstenstreifen der Hapimag zu unserem Kormoranfelsen gingen, sah ich, das auf dem Weg ab und zu mal ein roter Punkt auf einem Stein oder an einem Baum war. Diese rote Markierung war Wegweiser eines touristisch erschlossenen berühmten Wanderwegs, der sich entlang der ganzen Küste erstreckt. So beschlossen wir, dieser Route doch einfach mal zu folgen. Und der Weg, der sich hier eröffnete war SPEKTAKULÄR.

Wir sind ja mittlerweile schon vieles gewöhnt, um nicht zu sagen verwöhnt, doch das war wirklich der Hammer. Die Felsen waren noch steiler, die Wellen prallten wie ein Donnerschlag gegen das Gestein und das Wasser leuchtete türkis, fast wie in der Südsee. Das Landschaftsbild änderte sich nach ein paar Kilometern gewaltig. Es schien, als würden wir durch einen wüstenroten Canyon auf dem Mars wandern, oder als wären wir in der Wüste Namibias. Uns blieb der Atem weg. Und so ein Spektakel fast direkt vor unserer Haustür, nur ein paar Wegeskurven entfernt von dem Platz, wo wir seit 6 Jahren morgens immer die Sonne begrüßen.

Der Weg wurde immer verschlungener, der Canyon immer schmaler und tiefer, so dass wir das Meer schon nicht mehr sehen konnten. Wir waren praktisch mitten drin. Wir mussten aufpassen, dass wir die roten Punkte, die uns ja den Weg weisen sollten, auch immer fanden. Die ganze Zeit ging es gut, bis wir an Stellen kamen, wo man kaum einen Fuß neben den anderen setzen konnte. Irgendwann gab es kein Weiter mehr.

Also hieß es nun Rückmarsch. Doch auf welchem Weg waren wir eigentlich gekommen? Mit größter „Pfadfinder-Spurenlese-Technik“ fanden wir schließlich aus dem Gestrüpp heraus und erreichten endlich wieder die Zivilisation.

Doch da wir nicht, wie geplant, in Albufeira herauskamen, von wo aus wir eigentlich den Bus zurücknehmen wollten, mussten wir die gesamte Strecke auf der Straße wieder zurück zur Hapimag. Nach insgesamt 3 Stunden (gefühlte 5 Stunden) kamen wir endlich an. Wir schafften es gerade noch bis zum Pool, wo wir uns erst mal mit einem Nerven- und Vitamincocktail stärken mussten.

Fast hätten wir vor Erschöpfung vergessen, dass heute ja eigentlich Heilig-Abend ist. Unser Festmahl heute war „Tiefkühlhamburger, Nudeln mit Bratkartoffeln und Klapperei“. Da wir kein Maggi dabei hatten, was für Saarländer bei so einem Essen eine „grande catastrophe“ ist, haben wir uns mitgebrachte „Maggi-Brühwürfel“ mit der Parmesanreibe auf die Nudeln gerieben. Tja, was ein guter Saarländer ist, weiß sich auf allen Kontinenten der Erde zu helfen.
Anschließend kam die Bescherung! Da wir natürlich keinen Weihnachtsbaum hatten, haben wir uns ein mediterranes Weihnachtsgesteck gebastelt: Pinienzweige und -zapfen, Triebe der Aloe-Pflanze, Schilf, am Wegesrand gefundene beerenartige Gewächse … und natürlich Muscheln und eine Kerze drunter. Und so legten wir brav unsere Geschenke darunter, wobei ich zugeben muss, dass ich meines zu Hause vergessen hatte. Also musste ich in einer Art Bilderrätsel mit Dingen wie Rasierapparat, Seife und Gestik versuchen, Sascha zu erklären, was ihn zu Hause erwarten würde.

Von ihm bekam ich ein T-Shirt von ZZ-Top“, den Urgesteinen des guten Blues Rock aus Texas mit ihren zotteligen Bärten. „Can’t stop rockin“.


8. Freitag, der 25.12.2015

Fahrradtour Galé – Strand – Armacao de Pera

Da wir morgen in aller Frühe nach Lissabon los mussten, wollten wir noch einmal die letzte Gelegenheit nutzen, den Sonnenaufgang am Meer zu erleben. Und da Sascha ja mittlerweile so einen guten Draht zur Maria hatte, hat die uns doch tatsächlich die Sonne vorbei geschickt. Aber das Beste war, dass wir an unseren Hausstrand gehen konnten. Letzte Woche war der Zugang zu diesem noch durch eine riesen Wasserpfütze gesperrt gewesen, doch jetzt war diese Pfütze wie durch ein Wunder (das 2. oder 3. dank Maria!) weg. Wir konnten es uns echt nicht erklären, doch umso begeisterter erkundeten wir unsere Bucht, die sich, wie jedes Jahr, mal wieder verändert hatte. Schon unglaublich, mit welchen Launen die Natur sich hier immer wieder neu in Szene setzt. Unser Strand lag einsam, unberührt, fast wie ein einladender Teppich vor uns. Unsere Fußspuren hinterließen einen schmalen Pfad. Die Bucht gehörte ganz uns!

Etwas wehmütig stiegen wir zum letzten Mal (für dieses Jahr!) den Felsenweg zur Hapimag hinauf. Jetzt kommt das nächste Wunder (natürlich dank Maria)!. Als ich mich wie üblich nach Sascha umschauen musste, weil er vor lauter Fotografieren nicht nachkam, erblickte ich auf dem Boden doch tatsächlich einen Objektivdeckel von einer „Pentax-Kamera“. Sascha hatte schon vor Tagen seinen Objektivdeckel verloren. Als Notlösung hatte er das Objektiv seiner wirklich sündhaft teuren Kamera mit einem seiner rot-schwarz-karierten Strümpfe vor dem Salzwasser und Sand geschützt. Das sah nicht nur blöd aus, sondern war auch ziemlich unhandlich. Und jetzt, an unserem letzten Tag, fiel ich fast drüber. Sascha interpretierte es natürlich sofort wieder als „Marienwunder“, wobei ich es eigentlich so sehe, dass ich! sein Schicksal und das seines Objektivdeckels gewesen war (so langsam machte mir diese Maria echt Angst).

Nach all diesen spirituellen Erlebnissen hieß es nun wieder zurück zur „körperlichen Ertüchtigung“, denn heute war ebenfalls die letzte Gelegenheit, unter der Sonne Portugals unsere „Portugiese-Open“ zum Finale zu bringen. Gleichstand, also müssen wir die Open nächstes Jahr fortsetzen.

Zum krönenden Abschluss und da heute an dem Heiligen Feiertag ja eh nichts gelaufen bzw. gefahren ist, hatten wir uns bei Daniel super Räder (Cube) ausgeliehen, mit denen wir wie jedes Jahr an den endlosen Strand von Galé fuhren. Hier führen Holzstege kilometerweit durch die Dünen und das Naturschutzgebiet von Salgados. Aber clever und ortskundig wie wir mittlerweile sind, wussten wir natürlich, dass „Carlos Beach Bar“ selbst an diesem Tag aufhatte und so machten wir hier eine verdiente Mittagsrast. Mal wieder bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und dem gleichmäßigen Geräusch der hier eher sanft dahin plätschernden Wellen. Danach ging es weiter nach Armacao de Pera, eine der touristischen Retortenstädte, wo sich im Sommer bestimmt die Menschen die Strandplätze streitig machen, doch heute glich es eher einem verschlafenen Städtchen.

Zurück in unserem Appartement mussten wir so langsam unsere sieben Sachen zusammen packen und das Appartement „übergabereif“ machen. Dazu gehört natürlich auch, die Rechnung der letzten Tage zu begleichen und so suchte ich meine Kreditkarte in unserem Tresor. Aber sie war weg! Einfach spurlos verschwunden. Es war auch noch die Kreditkarte von meinem Geschäftskonto. Ich überlegte fieberhaft, wo ich sie das letzte Mal in Gebrauch bzw. mit mir geführt hatte? Ich, als alte Weltenbummlerin trage ja alle Zahlungsmittel, ob Cash oder Karte, bei mir am Körper. Meist locker in irgendeiner Hosentasche, denn da würde ich sofort merken, wenn mir jemand an die Wäsche will, doch ich fand nichts. Absolut gar nichts! In keiner meiner vielen Taschen. Ich suchte schon die Telefonnummer raus, um die Karte sperren zu lassen (wäre nicht das erste Mal), bis Sascha – oh Wunder –  in aller Ruhe (wahrscheinlich mit Hilfe seiner Maria) nochmals die Suche aufnahm und tatsächlich: Da war sie: Im Tresor!!! Die Karte hatte die gleiche Farbe wie die Innenwände des Tresors und hatte sich hochkant an die Wand „angeschmiegt“, so dass sie echt nicht zu sehen war.

Nach der Aufregung und der Zahlung der Gesamtrechnung (die uns nun ja auch nicht mehr schocken konnte), machten wir es uns noch einmal auf der Terrasse gemütlich.

Am Abendhimmel strahlte der letzte Vollmond dieses Jahres und wir genossen es!


9. Samstag, der 26.12.2015

Anreise Lissabon – Weihnachtsmarkt

Abschied von Hapimag und weiter auf zu neuen Abenteuern. Mit dem ICE fuhren wir zurück nach Lissabon. Da wir ja der Meinung sind, dass man eine Stadt am besten zu Fuß erkunden kann, rollten wir unsere schweren Koffer über das viel gerühmte, aber für rollenden Koffer total unpraktische Bürgersteigpflaster zu unserem Hostel.

Koffer verstaut und direkt weiter Richtung Stadtzentrum. Das Interessante ist, dass wir immer Hostels in den verschiedensten Stadtteilen Lissabons aussuchen, so dass der Weg ins Zentrum immer wieder ein anderer ist, den es erst mal gilt herauszufinden. Normalerweise eigentlich kein Problem für uns, doch dieses Mal hatten wir wohl eine Abzweigung verpasst, denn plötzlich fanden wir uns im „Mouroura Viertel“ wieder. Dieses Viertel schien eine Welt für sich zu sein. Während in der Parallelstraße die großen Geschäfte waren und die dicken Autos rollten, waren die Häuser in dieser Straße eher vernachlässigt und es reihte sich ein kleiner Laden an den anderen. Wir waren hier wohl im „melting pot“ gelandet. Hier hatten sich augenscheinlich die Nachfahren der Immigranten aus den portugiesischen Kolonien oder der Mauren angesiedelt. Ich hatte Angst, dass wir uns in diesem Viertel total verlaufen würden und so war ich froh, als wir wieder einen der großen Plätze erreichten.

Viel verändert hat sich im Zentrum nichts, außer dass wir dieses Mal wirklich noch an dem verlängerten Weihnachtswochenende da waren. Auf dem großen „Rossio-Platz“ fand sogar ein portugiesischer Weihnachtsmarkt statt. Statt Glühwein gab es “Ginjinha“ (heißer Sauerkirschlikör serviert in Schokobechern), statt Spekulatius „Pasteis de Nata“ und statt einem grünen Weihnachtsbaum ein Drahtgestell mit einem bunten Lichterkranz.

Eigentlich wollte ich als Abendessen ja ein Picknick bei Sonnenuntergang an dem Fluß „Tejo“ mit einem leckeren Sandwich machen. Genauso wie letztes Jahr. Doch weder war die Sonne da, noch fanden wir den Laden mit den Sandwiches. Also holten wir uns nach langem Suchen irgendein Sandwich und setzten uns unter dem mittlerweile dunklen Abendhimmel an den Tejo, wo Jubel. Trubel, Heiterkeit herrschte. Heute fand hier der Sylvesterlauf statt, zu dem 12.000 Läufer nach Lissabon angereist waren. Also saßen wir gemütlich auf unserer Bank, während eine riesen Karawane ständig um uns herum lief. Sehr romantisch! Aber das war ja noch nicht alles. Wir wunderten uns, wo diese furchtbar laute Diskomusik her kam und dachten eigentlich, es käme von der Zielgeraden. Doch als wir näher kamen, sahen wir eine riesen Menschenschlange. Neugierig schauten wir nach und staunten nicht schlecht, als da mitten in Lissabon bei 17 ° eine Schlittschuhbahn aufgebaut war, wo sich die Portugiesen mehr schlecht als recht drauf amüsierten. So wie es aussah, hatten sich einige von ihnen noch nie „auf dünnem Eis bewegt“.

Um dem Trubel zu entfliehen schlugen wir uns in das alte Arbeiter- und Hafenviertel Alfama durch. Das Viertel ist bekannt durch seine schlichte Authentizität und den Fado in seiner ursprünglichsten, ehrlichsten und wehmütigsten Form. Wir streiften durch die schmalen Gassen und tatsächlich hörten wir aus der ein oder anderen kleinen Bar melancholische Fadoklänge. Die Häuser waren alt und die Gassen wurden von Laternen aus dem 19. Jahrhundert spärlich beleuchtet. An einer Straßenecke grillte der Chef eines kleinen Restaurants frischen Fisch mitten auf dem Bürgersteig. Bei einem Blick durch eine andere schmale Tür sahen wir Musiker beim Fado und junge Leute saßen noch gemütlich vor den Türen der Kneipen.

Eine wunderschöne Atmosphäre jenseits des Trubels und wir wussten schon jetzt, dass wir uns hier ein kleines schnuckeliges Restaurant für unser Abschlussessen morgen suchen würden.


10. Sonntag, der 27.12.2015

Lissabon – Estrela Park – Abschiedsessen

Neuer Tag, neue Entdeckungswanderung. Wir suchten uns wieder einen Weg ins Zentrum und kamen auf einem Platz raus, wo uns eine große Traube Menschen vor einem klitzekleinen Stehlokal auffiel, die alle ein Schnapsglas in der Hand hielten. Erst später fanden wir heraus, dass es sich bei dieser Kneipe eigentlich um eine „Institution“ in Lissabon handelte. Hier wurde vor 1?? Jahren der erste und seitdem ausschließlich nur der traditionelle „Ginjinha“ ausgeschenkt (und das schon am frühen Morgen). Hier stand auch eine kleine Gruppe von sportlich aussehenden Radfahrern (mit Schnapsglas in den Händen), die wir später wiedertreffen würden. Als wir, parallel zu den Schienen der berühmten Tram zu unserem Miradouro (Aussichtspunkt) hochstiegen, erkannten wir die Radfahrer wieder, die sich als Sonntags-Sportvergnügen ein Wettrennen mit der alten Tram den steilen, schmalen Berg hinauf abhielten. Kamikaze! Während eine Bahn auf den engen Schienen den Berg hinauf fuhr, kam die andere den engen Berg hinunter. Ich sah schon den ein oder anderen Radfahrer eingequetscht zwischen den beiden Wagen, aber irgendwie schafften sie es immer wieder, kurz vor knapp auszuweichen. „Die spinnen die Lisboetas“.

Wir wanderten weiter zum „Estrela Park“ wo auch die gleichnamige Basilika steht. Als wir so gegen 12.00 Uhr die Kirche betraten, fing gerade die Heilige Messe an. Die Kirche, die nicht gerade klein ist, war brechend voll.

Um nicht zu stören studierte ich in der Vorhalle die Geschichte der „Christianisierung“ von Lissabon. Sascha stöberte mittlerweile auf dem „Kirchenflohmarkt“ herum und wurde doch tatsächlich fündig. Er kaufte sich ein kleines Silberkettchen (ich glaube, das hat er nur zu Ehren von „seiner“ Maria gemacht). Aber ist ja egal, die 1,80 € kann man ruhig mal in eine Heilige investieren.

Nach diesem sonntäglichen Segen stromerten wir weiter, einfach so aufs Geradewohl, immer den Schienen der berühmten Linie 28 folgend. Schon interessant, wenn man sich so treiben lässt, denn plötzlich fanden wir uns in einem „kulinarischen Feinschmeckertempel“ wieder.

Ich hatte damals in Australien ja als Tellerwäscherin in einer „International Food Hall“ mein kleines Unterhaltsgeld verdient, um die Übernachtung in meinem „Backpacker“ (Low-Budget-Unterkunft für Rücksacktouristen) zahlen zu können (ich glaube, es waren AUS 10$ pro Nacht in einem „mixed-gender-dormitory“ (also ein Zimmer, wo Männer und Frauen zusammen in 6-8-Bett-Zimmern untergebracht waren – aber das wird eine Geschichte für sich).

Also, wir kamen da in eine riesige Halle voller Gerüche und voll von Menschen, die alle am Essen waren und wo jegliche Art von kulinarischen Produkten angeboten wurde. Eine „El Dorado“ für Genießer. Das traf sich hervorragend, denn ich hatte Mama versprochen, „Flor de Sal“, also richtig gutes, grobes, noch von Hand gewonnenes Meersalz mitzubringen. Also, Souvenirproblem gelöst! Erleichtert zogen wir weiter. Zum Glück sind wir auf all diese Verlockungen zur Völlerei nicht herein gefallen, denn wir hatten uns kurz vorher in einem Supermarkt unser Mittagessen für 4,- € eingekauft, das wir mal wieder gemütlich an den Ufern des Tejo genossen haben (neben Dutzenden von Möwen).

Danach zogen wir weiter durch die „Barrios“ von Lissabon und ich hatte sogar die große Ehre durch die „Heilige Pforte“ (Porta Santa) in die „Igreja San Rouques“ zu schreiten.

Abends machten wir uns dann im Alfama-Viertel auf die Suche nach einem schnuckeligen Restaurant, welches wir zum Glück auch nach längerem Suchen in den schmalen Gassen fanden. Wir waren natürlich die Ersten (typisch für Deutsche in südlichen Ländern) und wurden rundherum sehr nett hofiert. Nach und nach füllte sich das Lokal, vor allem mit Portugiesen. Tja, wir hatten wohl intuitiv oder zufällig eine richtig gute Wahl getroffen. Und so war es auch. Meine „Komposition von gegrilltem Fisch“ und Sascha’s „Komposition von gegrilltem Fleisch waren vorzüglich. Guter Abschluss!


11. Montag, der 28.12.2015

Lange Heimreise

Alles Schöne nimmt ein Ende. Wir packten unsere Koffer (die wir eigentlich nie richtig ausgepackt hatten) und zogen von dannen zum Flughafen. Natürlich waren wir viel zu früh da und betrieben in den nächsten Stunden „Sozialstudien“. Ich liebe das, denn auf Flughäfen trifft sich ja meist die halbe Welt.
Danach das Übliche: Boarden, Fliegen, Ankommen, Zug von Frankfurt nach Saarbrücken und Taxi. Endlich daheim angekommen, sind wir dann noch über die Vorräte hergefallen, die uns Mama großzügiger Weise in den Kühlschrank gelegt hatte.

Wieder mal geht ein schöner Weihnachtsurlaub zu Ende.

Das haben wir unter anderem bestimmt Sascha’s neuer Freundin, der „Heiligen Maria“ zu verdanken.

Musik von

Mariza: “Meu Fado Meu”

Cristina Branco: “Sete Pedacos De Vento”

Manuel de Almeida: “Fado Meia – Notte”

Mafalda Arnauth: “Audácia”

Quelle/CD: “Fado Anthologia”. 2009 Iniversal Music Portugal, SA

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